Der Futurist Gerd Leonhard zeigt, wie technische Neuerungen in der Robotik unseren Alltag ebenso verändern werden, wie die gesellschaftliche Werteverschiebung hin zu mehr Nachhaltigkeit. Gerd Leonhard lebte 15 Jahre lang in den USA und hat heute noch ein Büro in San Francisco, in unmittelbarer Nähe der Innovationsschmieden im Silicon Valley. Als wacher Beobachter spricht er über die wichtigsten Trends.
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Die Macher der Singularity University glauben, dass Technik die Probleme der Welt lösen wird. Mit Singularity Technology ist ein Zeitpunkt gemeint, an dem künstliche Intelligenz menschliche Intelligenz übersteigt. Rob Nail ist Gesicht und Botschafter dieser Vision und zieht mit seinen Vorträgen über “exponentielle Technologien” Manager aus der ganzen Welt an. Auch Telekom-Chef Tim Höttges war schon da: “Rob Nail denkt, dass alles, was technisch möglich ist, auch gemacht wird.” Kritiker sehen viele Aspekte dieser Entwicklung aber ganz anders:
Echte Gefahr der Digitalisierung | Newsflash http://lohas-scout.de/1PByzpH
Nail sieht langfristig rosige Zeiten für die Menschheit und ist daher sehr optimistisch, doch kurzfristig, also für die kommenden 30 Jahre ist er aber sehr besorgt. Zwei polare Megatrends. Alle diese technologischen Umbrüche könnten für die Zeit nach eines turbulenten Übergangs zu einer Welt des Überflusses führen, Politik und Wirtschaft seien aber heute noch auf eine Welt der Knappheit eingestellt.
Deshalb will Nail auch das universelle Grundeinkommen – und ist auch hier langfristig kalifornisch-optimistisch: Die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, sei schon viel gemeinschaftlicher eingestellt. Digital TRUST – Mensch im Mittelpunkt? | Hot topic http://lohas-scout.de/1WZSUYE
Wertetransformation braucht Treiber … Hört sich gut an, der Wertewandel ist allerdings schon seit vielen Jahrzehnten unterwegs und unterscheidet sich von natürlichen und weitergefassten Strömungen der evolutionären Bewusstseins- bzw. Werteentwicklung hier durch den Anspruch einer Elite, wo die Suche nach einem neuen Geschäftsmodell der nächsten Ebene hier als Motivation gesehen werden kann. Es spielen auch Verlustängste der Eliten eine Rolle, sowie Führungsanspruch, gepaart mit Erkenntnissen der Unvermeidbarkeit des grossen Wandels. Der Mindset von strategischer Klugheit ist nicht unbedingt die beste Wahl, um die grosse Transformation zu bewältigen, im alten Denken sieht das Vorhaben des Werte-Dialogs nur so grossartig aus. Der Paradigmawandel ist weitaus differenzierter und hat den wirksamen Fokus im kulturellen Mindset: Die Masse hat ihre wirkliche Macht (noch) nicht erkannt, deshalb bieten sich die Werte-Treiber als Sprachführer eines Werte-Dialogs an, um Meinungshoheit und damit Wertschöpfung zu betreiben. Und dabei wohl in bester Absicht ein System bedienen, das sie grösstenteils niemals hinterfragt haben. Aber der Witz ist, genau dieses System in seinem Kern steht zu Diskussion in der Frage der grossen Transformation und nicht seine unreflektierten Spielregeln und Versuche, mit Industrie 4.0 das System auf eine neue Wertschöpfungsebene zu heben. Das “alte Denken” ist inhärenter Teil des Systems, und ist von Transformation genauso betroffen: Das “neue Denken” kann vom “alten Denken” nicht erdacht werden, Transformation erschafft eine neuartige noch nie dagewesene Erfahrung und kein Wissen….
Unsicherheit ist Teil einer grösseren neuen Ordnung, und das erlernen von Resilienz (also die Fähigkeit, trotz belastender Erfahrungen seelisch gesund zu bleiben) wird zum Bestandteil neuer Lebensformen.